"Leni hat einen Plan" heißt die Geschichte von Evelyn Langhans in unserer Anthologie "Ich Superheld! Das vielfältige Geschichtenbuch" . In der Geschichte lernen wir Leni und ihre Großmutter kennen, aber nicht nur das - durch das gemeinsame Lesen und Erzählen erfahren wir viel mehr von der Welt. In diesem Interview verrät uns die Autorin Evelyn Langhans, wie sie zum Schreiben gekommen ist, wie ihr die Idee zu "Leni hat einen Plan" kam und vieles mehr.
Wann haben Sie angefangen, zu schreiben?
Ich habe angefangen zu schreiben, weil ich noch nie so gut sprechen konnte. Es gab oft eine Lücke zwischen dem, was ich sagen wollte und dem, was ich mich schließlich sagen hörte. Um diese Lücke zu überbrücken, fand ich das Schreiben. Nicht, dass es mir immer gelänge, punktgenau zu formulieren, doch beim Schreiben habe ich Zeit, die richtigen Worte zu finden, Sätze zu formen, sie umzustellen. Es ist schön, wenn man spürt, dass ein Satz stimmig ist. Etwas regelmäßiger angefangen zu schreiben habe ich vor ein paar Jahren.
Wo und in welcher Atmosphäre schreiben Sie am liebsten?
Am liebsten schreibe ich, wenn es leise ist um mich herum und mich nichts ablenkt. Ich finde es schön, aus dem Fenster zu schauen, und dann wieder auf den Bildschirm des Laptops. Ich sitze im Sessel, ein dickes Kissen im Rücken, vielleicht ein Heft neben mir für Notizen, vielleicht nur der Laptop auf der Decke. Schreiben in Cafés wäre nichts für mich. Zu viel Drumherum.
Was hat Sie zu Ihrer Geschichte inspiriert?
Ich arbeite seit zwanzig Jahren bei der Welthungerhilfe. Es ist eine tolle Organisation. Jeden Tag begegnen mir Geschichten von Menschen, die ganz anders leben als ich und mein Umfeld hier in unseren Breiten. Was für ein Glück, immer fließendes Wasser zu haben, zu essen, Strom, eine Heizung, die Dinge des Alltags. Mein Leben ist dadurch um so vieles leichter als das vieler anderer. Das zu schätzen, will ich nie vergessen.
Was bedeutet für Sie „Vielfalt“?
Vielfalt bedeutet für mich die aufregende Erkenntnis, dass es neben dem eigenen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit noch unendlich viele andere gibt, die neue Sichtweisen erlauben, Einsichten, ein ganzer Kosmos, der sich ausbreitet, Chancen und Möglichkeiten, ihn zu entdecken, an ihm teilzuhaben, und die Überzeugung, dass es für Vielfalt immer genug Platz und Entfaltungsmöglichkeiten geben muss.
An welchem Projekt schreiben Sie zur Zeit?
Im Moment schreibe ich eine kleine Geschichte über eine Begegnung mit der Vergangenheit. Ein Haus in Berlin. Die Protagonistin musste es zurücklassen, als sie ein Kind war. Die Nazis ließen ihrer Familie keine Alternative, als Deutschland zu verlassen. Als ihr Kind im selben Alter ist wie sie damals, kehrt sie mit ihm nach Berlin zurück. Vierzig Jahre sind vergangen. Sie begegnet ihrer Vergangenheit und das Kind begegnet seinen Wurzeln. Es soll eine heitere Geschichte werden. Die beiden haben sich, so wie das Kind auch in der Emigration froh war, immer noch seine Familie zu haben.
Wenn Sie eine Figur aus einem Kinderbuch treffen könnten, welche wäre es und warum?
Wenn ich eine Figur aus einem Kinderbuch treffen könnte, würde ich gerne Willi Wiberg von Gunilla Bergström begegnen und ihn nach seiner Mutter fragen. Nie kommt sie in den Geschichten vor. Wo ist sie? Was ist passiert? Fühlt er sich allein ohne sie? Hat er sie überhaupt kennengelernt? Willi wäre jetzt ungefähr so alt wie ich, wenn er keine Figur wäre, die nicht altert.
Vielen Dank!
Ich Superheld! Das vielfältige Geschichtenbuch
ISBN-13: 978-3981996395
9,80 EUR
Cover und Zeichnungen von Flora C. Maaß